Donnerstag
14.06.07![]() ![]() ![]() ![]() |
Heute brechen wir auf, es heute geht nach
Turkmenistan. Der Grenzort XXXXX ist rund 200
Kilometer von Mashhad entfernt. Am morgen im
Hotel, beim auschecken, nochmals eine kleine
Überraschung: Die Hotelmanagerin gibt
Günter im Umschlag einen
Fünfdollarschein. Sie habe nochmals
überlegt, das Zimmer sei mit 50 US$ gut
genug bezahlt. Eine Quittung haben wir für
unsere 55US$ nie erhalten. Was hat sie bewogen
uns das Geld zurückzuerstatten? Wir wissen
es nicht, aber sie wirkt fast etwas emotional.
Irgendwie scheint sie uns in ihr Herz geschlossen
zu haben. In Mashhad sind UN-Mitarbeiter stationiert,
die von hier aus über die Grenze nach
Afghanistan fahren. Ihre weißen Fahrzeuge
mit schwarzer Aufschrift fahren ein Stück in
unsere Richtung, bevor sie nach Osten in Richtung
Afghanistan abbiegen. Diese UN-Fahrzeuge und das
Flüchtlingslager das unvermittelt an der
Straßen-seite auftaucht, erinnern uns
daran, dass wir nur wenige Kilometer von einem
Krisengebiet entfernt sind. Ein letzter Abstecher führt uns zu einer
alten Karawanserei mitten in der Landschaft,
fernab jeder menschlichen Siedlung. Hier waren
solche Karawansereien wie Burgen organisiert, die
den Reisenden Schutz und Ruhe boten. 16:00 Uhr sind wir an der
Iranisch-Pakistanischen Grenze. Der einzige PKW,
sonst nur Lkws, mit Aus-nahme der fabrikneuen
japanischen Großraumlimousinen, allesamt in
Dubai zugelassen, die von hier aus nach
Turkmenistan importiert werden. Wir haben das Gefühl, die Iraner wissen
nicht genau, wie sie mit uns verfahren sollen.
Außer uns gibt es heute jedenfalls keine
weiteren Personen die mit PKW die Grenze
passieren wollen. Wir haben auch sofort wieder
einen Schleuser am Hals, der uns von einer
Zollbeamtin aufs Auge gedrückt
wurde. Der ist aber noch nicht besonders fit. Er
rennt also hin und her, fragt bei uns nach, und
steht schließlich ziemlich niedergeschlagen
vor seiner Vorgesetzten, die ihm ausgiebig
erklärt wo im Haus er welche Bescheinigung
beantragen muss. Alles läuft für uns wie gewohnt ohne
Komplikationen. Ganz zum Schluss noch eine
Gebühr von 20US$. Nein, wir brauchen nicht
zurück zum Schalter, die können wir
gleich unserem Schleuser entrichten,.
natürlich ohne Quittung. Turkmenistan. Über eine einspurige
Brücke fahren wir durch das Niemandsland und
an die Grenze. Die Soldaten oder
Grenzschützer die hier Dienst tun sind alle
noch recht jung. In Ihren Uniformen, khakifarben
mit breit-krempigen Hut, die Hosenbeine in
schwarze Stiefel gesteckt, erinnern sie mich an
Kaiser Wilhelm`s Teilnehmer des
Afrikaexpeditionskorps. Vor dem Zollgebäude kommt zuerst ein
älterer Mann in weißem Kittel mit
einer Spritze wie wir sie zur
Un-krautbekämpfung an unseren
Obstbäumen verwenden. Alle vier Räder
werden desinfiziert, 5$ losgeworden. Dann an der
ersten Baracke ein jüngerer Mann in
weißem Hemd fragt uns: „
Problems?“ Keine Ahnung. „Problems,
Problems?“ Der Mann hustet demonstrativ
laut. „ Das ist jetzt der
Gesundheitscheck“ meint Günter. No
problems. Antworten wir gleichzeitig. 5$
losgeworden. Pro Person! Wo steckt nur unser vorher georderter
Schleuser und Guide? Turkmenistan ist angeblich
ohne so jemanden nicht zu bereisen. Wir warten.
Die LKW-Fahrer haben alle so ein süffisantes
Grinsen um die Lippen. Wir sind an der Reihe mit den Pässen.
Vorher 10$ pro Person an der Kasse entrichten.
Günter sammelt jede Quittung eisern. Alle
landen in einer Klarsichthülle in seinem
Dokumentenordner. Es zieht sich hin. Jetzt ist es schon 18 Uhr,
bald wird es dunkel. Und da steht unser Guide.
Selbst etwas verloren, in grünem Hemd, eine
Schirmkappe auf den Kopf, ernster Blick:
Alexander Konstantinowitsch Saharow, genannt
Sascha. Ein wenig schüchtern, vielleicht sogar
etwas unterwürfig, behutsam mit leiser
Stimme macht er sich an die Arbeit. Vom Amtsstube
zu Amtsstube führt es uns durch diese
Baracken, Hände schütteln,
erklären, alles auf Russisch oder
Turkmenisch und immer mal wieder auf deutsch zu
uns ein „ so sind wir halt“ oder
„ ja das sind wir“ oder „ wir
sind eben so“. Na toll. „Was für ein Auto habt ihr?“
fragt Sascha „ Einen PKW.“ sage ich.-
„keinen Bus“- „nein, ein
PKW“ - „ Das glaubt uns aber keiner,
wenn wir unterwegs kontrolliert werden.“-
„ auf jeden Fall keinen Bus!“ „
Sie schlagen hier vor einen Minibus.“-
„ Na gut. Wenn die wollen.“ Jetzt die Reiseroute. Alles hat Günter
schon zur Beantragung der Visa bei der Botschaft
eingereicht. Alles bereits bestätigt. Aber
da sitzen zwei erwachsene Männer hinter
einem Schreibtisch mit einer verwaschenen
Entfer-nungsliste und Taschenrechner und
versuchen die Route nachzurechnen. Inzwischen
kommen die LKW-Fahrer einer nach dem anderen kurz
reingeschneit und reichen dem einem oder anderen
Beamten die Hand und es ist klar: es fließt
Geld. Ich bin sprachlos. Alexander ernst: „
Ja, das ist Turkmenistan.“ Günter wartet. Er weiß wie lange
unsere Route durch das Land ist. Er wirkt
gespannt. Sache: „Sie sagen 1800
Kilometer“ „Was, so groß ist das Land doch
gar nicht“. Sascha übersetzt. Die
Beamten beginnen erneut zu rechnen. Günter
geht eine Flasche Wasser kaufen. Die Beamten sind
fertig. Sascha: „ jetzt sage sie 1950
Kilometer. Das kostet 70$“ Ich stimme zu,
damit es weitergeht: Sascha: „so sind wir
halt.“ Es ist heiß, ich habe keine Lust mehr,
ein russischer LKW-Fahrer zwinkert mir zu, wir
gehen zur Kasse. Ich meine wir sind auf insgesamt
170US$, aber der Mann an der Kasse zählt
einfach noch mal alle bereits gezahlten
Gebühren zusammen. Günter kommt, er hat
die Quittungen, Sascha ist jetzt nicht mehr
ernst, er ist sehr ernst. Er redet langsam und
leise aber bestimmt auf den Mann hinter dem
Schalter ein. Der korrigiert seine Rechnung und
jetzt stimmt sie. Alles klar, nur noch die Verkehrspolizei und
der Zoll. Die Verkehrspolizei sieht sich die
Papiere an und will meinen Führerschein
sehen. Ich habe diesen neuen
Euroführerschein, auf dessen Rückseite
die Fahrzeuge die ich fahren darf abgebildet
sind. Alle Scheine habe ich nur den großen
Bus mit Anhänger und den großen Bus
ohne Anhänger und den kleinen Bus darf ich
nicht fahren. Der kleine Bus steht für den
Personenbeförderungsschein. Der Beamte entscheidet dass ich nicht
berechtigt bin einen Minibus zu fahren. Ich sehe
Alexander entsetzt an. Der wird wieder sehr ernst
und redet leise aber bestimmt auf den Beamten
ein. Schließlich gibt der mir den
Führerschein zurück und zuckt mit den
Schultern. Nur noch die Zollkontrolle. Da geschieht ein
Wunder. Die zuständigen Beamten geben uns
die Hand und lassen uns ziehen. Nichts wie weg
hier. „Was hast du den Beamten eigentlich
gesagt vorhin,“ frage ich Sascha. Der
antwortet ernst: „ich habe gesagt sie seien
eine Schande für unseren ganzen Staat und
das sie sich nicht wundern können wenn keine
ausländischen Gäste zu uns
kommen.“ So ist er halt, unser
Sascha. Bis Mari sind es noch knapp 200 Kilometer, das
erste Stück sehr schlechte Strasse und 5
Polizeikontrollen mit Wachhäuschen und
Schlagbaum und vielen Vorhaltungen seitens der
Polizei, weil wir eine Abkürzung genom-men
haben die nicht in unserem genehmigten
Routenplan, angegeben ist. Wir sind alle sehr entnervt, als wir endlich
in Mari ankommen, unsere Sachen im Hotel
verstaut, die Wäsche zu Waschen gegeben
haben und uns mit Sascha in ein Restaurant zum
Abendessen treffen. Ein Restaurant von drei Russinnen
geführt, nichts Besonderes, der Boden
gefliest, ungemütliche Bestuhlung. Aber nach
einer Woche Iran endlich wieder Bier vom Fass,
Rockmusik aus dem Fernseher und normale,
unver-schleierte Frauen. Schon ist unsere Welt
wieder in Ordnung. So sind wir halt. |
|||||||||||||
Freitag 15.06.07![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Sascha hat für heute eine Exkursion in die
Frühgeschichte Turkmenistans geplant. Er hat
dafür einheimische Fahrer angeheuert. Warum
fahren wir nicht mit unserem Bus? Der Grund ist
einleuchtend. Mit unserem Bus fallen wir hier zu
sehr auf. Jeder Polizeiposten wird uns
kontrollieren. Außerdem liegen unsere Ziele
in einer Richtung, die nicht mit unserer
genehmigten Marschroute übereinstimmt.
Werden wir abseits der Route von einem
unnachgiebigen Polizist erwischt, müssen wir
zu unserem Einreisegrenze zurück, dort
Strafe zahlen und unsere Marschroute ändern.
Das wollen wir auf keinen Fall. Der Fahrer mit seinem russischen Minibus kommt
zu spät. Lange Diskussionen zwischen ihm und
Sascha über Ar-beitsmoral bevor wir endlich
losfahren. Jetzt, bei Tageslicht, sieht man etwas mehr
von Der Stadt. Das Zentrum ist weiträumig
angelegt. Hier stehen offiziel-le Gebäude,
wie das Gesundheitsamt dieser Region,
Verwaltungsgebäude, Museen, alle in Weis.
Dazwischen viel freie Fläche mit
Grünanlagen und Wasserspielen zur
Auflockerung. All diese großen, pompösen
Gebäude im Stadtinneren sowie die
Grünanlagen sind erst nach dem Ende der
Sowjetunion und der Unabhängigkeit
Turkmenistans 1991 entstanden. Gemessen an ihrem
heutigen Erhaltungszustand sind sie aber
wesentlich älter. Nicht anders verhält es sich mit den
überbreiten Strassen im Stadtzentrum und
erst recht mit den drei- bis vierstöckigen
Wohnhäusern um den Stadtkern herum noch aus
der Sowjetzeit. Alles ist in unseren Augen recht
heruntergekommen. Der Asphalt der Straßen wellt sich,
Schlaglöcher bilden ein unangenehmes
Hindernis, Kanaldeckel stehen 10 bis 20 cm
über. Die Betonplatten auf den Gehsteigen
bilden längst keine ebene Fläche mehr,
das bringt uns mehr als einmal fast zu
Fall. Vorsicht, zwischen Fahrbahn und Gehweg
befindet sich in der Regel ein in Beton gefasster
Graben, etwa 50cm breit und ebenso tief. Er ist
zur Fahrbahn hin nicht abgesichert. Also niemals
auf die Idee kommen möglichst nahe am Gehweg
heranzufahren. Günter wäre beinahe aus
der Beifahrertüre in so einen Graben
gefallen. An den Wohnhäusern kann man die
ursprüngliche Farbe der Fassade nur an
wenigen Stellen noch erahnen, die
Hauseingänge wirken auf uns sehr ungepflegt.
Müll sammelt sich in verrosteten
Blechtonnen. Aber die Balkone der Wohnungen sind gut mit
Satellitenschüsseln bestückt und jedes
Zimmer scheint mit einer Klimaanlage
nachgerüstet. Zwischen der Fahrbahn und den
Wohnhäusern wurde ein breiter
Grünstreifen angelegt und mit Bäumen
bepflanzt die heute schon fast so hoch sind wie
die Häuser. Morgens werden Strassen und Plätze gefegt
und die Grünanlagen am Nachmittag mit fest
installierten Berieselungsanlagen
gesprengt. Außerhalb des Stadtkerns hinter den
großen Wohnanlagen wird es ländlicher
und ärmlicher. Die Menschen leben in
kleinen, niedrigen, lehmverkleideten
Häusern. Die meisten sind irgendwie in der
staatlichen Landwirtschaft beschäftigt und
bearbeiten zusätzlich ein eigenes Stück
Land, ziehen Ziegen Schafe oder Rinder. Vor allem die Baumwolle gibt den Leuten hier
Arbeit. Nicht nur beim Anbau sondern auch in der
Weiterverarbeitung. Türkische und Iranische
Unternehmen haben sich in der Region angesiedelt
und beschäftigen viele Einheimische. Unterwegs im Auto spreche ich mit Sascha
über einen, der in Turkmenistan
allgegenwärtig ist: Saparmurad Nijasow,
Turkmenbashi der Grosse. Sein Konterfei, strahlt
überlebensgroß von jedem
öffentlichen Gebäude herab. Über
dem Eingangstor jeder Fabrik, auf Transparenten
an den großen Straßenkreuzungen und
Brücken. Zahllose Denkmale in der Stadt
stellen ihn in allen möglichen Posen
dar. Sascha spricht von ihm nur als der Grosse,
damit seine Landsleute nicht mitbekommen, dass er
mit uns über ihn spricht. Turkmenbashi ist seit Februar dieses Jahres
tot. Aber während der einjährigen
Trauerzeit wird nichts Schlechtes über die
Toten gesprochen und daran hält sich
Sascha. Der Grosse betrachtete sich als Vater aller
Turkmenen und führte sein Volk wie einen
Familienbetrieb. Dabei hatte er keine Probleme zu
behaupten die Turkmenen lebten in der einzigen
wirklichen Demokratie. Der Grosse war sozusagen gelernter Diktator.
Er hat seinen Job noch unter den Fittichen der
Sowjetführer von der Picke auf gelernt. Der
Reichtum des Landes an Bodenschätzen machte
es ihm möglich auch bei den einfachen Leuten
beliebt zu sein. Strom, Wasser, Gas sind im
ganzen Land kostenlos. Die Wohnungsmieten sind
niedrig, Benzin und Diesel kostet umgerechnet 4
Eurocent. Einen Neuen Grossen gibt es auch schon.
Russische Zeitungen haben berichtet er sei ein
unehelicher Sohn des Alten. Sein Bild sieht man
auch schon hier und da auf Plakaten.
Tatsächlich sehen sich die zwei ziemlich
ähnlich. Es hat den Anschein, der Neue wird
genauso weitermachen wie der Alte aufgehört
hat. Sascha sagt dazu nichts. Wir haben tatsächlich Glück, ohne
kontrolliert zu werden kommen wir aus der Stadt
in die Wüste. Rund 80% des Landes besteht
aus Wüste. Nicht wie im Iran gebirgige
Steinwüste, sondern flache Sandwüste.
Turkmenistan liegt insgesamt viel niedriger als
der Iran; wir messen Höhen zwischen 50 und
200 Metern. Das wird mit der Grund dafür
sein, dass es hier doch um einige Grad
heißer ist als im weiter südlichen
Iran. Heute ist es 45 Grad und auch in der Nacht
schafft es die Klimaanlage nicht, die Temperatur
im Zimmer unter 30Grad zu drücken. Wir fahren ein Stück in die Wüste
hinein und erreichen eine Ausgrabungsstätte.
Amerikanische und russische Wissenschaftler haben
eine Stadt aus der Jungsteinzeit
entdeckt. Die ursprünglichen Bewohner waren
Feueranbeter. Man stellte Tongefäße
her in denen man Asche sammelte. Solche
Gefäße wurden entdeckt, als man der
Frage nachging, wieso aus verschiedenen
Ameisenbauten verschiedenfarbige Aschen
heraustransportiert wurden. Auch Pferde genossen
besondere Verehrung. Nach ihrem Tot hat man sie
in besonderen Gräbern beigesetzt Der Große hat diese Entdeckungen nach
seiner Art gedeutet: Alle menschliche
Zivilisation stammt aus Turkmenistan. Er hat
diese Erkenntnis in einem Buch
veröffentlicht, daß jeder Turkmene
gelesen haben muß. Auch diesem Buch sind
zahllose Denkmale gewidmet. Es ist tatsächlich überraschend, wie
viele Zeugnisse aus der Geschichte der
Zivilisation hier in Turkmenistan zu finden sind.
Die Achämeniden, die Griechen zur Zeit
Alexanders, die Parther, die Römer, die
Sassaniden, natürlich auch Seldschuken, die
Araber und Mongolen, alle haben hier große
Städte, Tempel, Burgen gebaut, die heute nur
zum Teil wieder hergerichtet sind und besichtigt
werden können. Auf unserem Weg treffen wir auch auf die
ersten Kamele. Aber ich war schon sehr erstaunt
statt den erwarteten zweihöckerigen Kamelen
auf Dromedare zu stoßen. Nein, Kamele gibt es keine mehr in
Turkmenistan, die Araber haben ihre Dromedare
mitgebracht. Die sind einfacher zu reiten, nicht
so stur, edler und schneller. Kamele eignen sich
nur zum Transport. Sie können schwerere
Lasten tragen als Dromedare und kommen
länger ohne Wasser aus. In Turkmenistan findet man Kamele nur noch auf
Abbildungen und als Denkmal, wenn es um die
Geschichte der Seidenstraße geht. Dromedare
werden gezüchtet um ihre Milch, Wolle und
das Fleisch zu verwerten. Man weidet sie in der
Wüste wo an vielen Stellen Saxaul
wächst. Dieser Busch wird hier etwa zwei
Meter hoch. Die besondere Be-schaffenheit seiner
Blätter macht ihn gegen die Gefahr des
Austrocknens weitgehend unempfindlich Der Tag wird lang uns heiß. Zum
Glück hat Sascha mir eine Kappe gekauft Die
Sonne sticht erbarmungslos auf unsere Köpfe
und ohne irgendeine Kopfbedeckung hätte er
mich nicht mitgenommen. Den Abend verbringen wir in einem der
Biergärten die von jungen Leuten unter hohen
Bäumen geführt werden. Das Bier wird frisch gezapft und in
großen Krügen serviert. Dazu werden
auf einem Grill unterschiedliche Fleisch-sorten
zubereitet. Auf Salat verzichte ich lieber, ich
habe meinen ersten Durchfall gerade hinter mir.
Sascha ißt wenig und langsam. Bier
verträgt sein Magen nicht. Er bleibt bei
grünen Tee mit Zucker. Seine Art den Tee zu
süßen ist für mich neu: erst ein
kleines Stück vom Würfelzucker
abbeißen, etwas zerkauen und mit Tee
nachspülen.
|
|||||||||||||
Samstag 16.06.07![]() ![]() |
Heute, nach Ashgabat, fahren wir wieder mit
unserem Auto und es bestätigt sich, an
Tourismus scheint das Land nicht sonderlich
interessiert. Wir werden an jeder Kontrollstelle
angehalten, müssen Pappiere zeigen und es
gibt immer Diskussionen zwischen den Beamten und
Sascha. Unterwegs achtet Sascha darauf, daß
wir nicht zu auffällig fotografieren. Zum
Beispiel die Ölanlagen, oder den
Pipelinebau. Die Bodenschätze des Landes sind sein
zweites Standbein neben der Baumwolle. Vielleicht
ist das auch der Grund, weshalb man auf die
Entwicklung des Tourismus noch nicht angewiesen
ist. Dabei sind die Leute hier freundlich und an
uns interessiert. Auch hier winken sie uns aus
ihren Autos zu. Aber als `Erfinder der
Zivilisation` wirken sie manchmal ein
bißchen arrogant . Ashgabat. Dazu kann man nichts sagen. Eine
Komposition aus sattem Grün mit
plätschernden Wasserspielen und einer
futuristischen Architektur in Weis. Die Stadt hat
Olympiastadien ohne sich bisher überhaupt
als Austragungsort beworben zu haben. Es gibt
Denkmale für den Großen, seine Mutter,
seinen Vater, seine Lieblingstiere: die Pferde,
Denkmale für die Bücher die er
geschrieben hat. In der neuen Moschee stößt man auf
etwas, was es sonst in der Welt nirgendwo zu
sehen gibt: An ihren Innenwänden sind keine
Koransprüche in arabischen Schrift zu
finden, sonder in Russischen Buchstaben Zitate
aus dem Buch des Grossen. Auf einem der Denkmale steht der Grosse
70Meter über der Erde in Gold, die Hand zum
Himmel gestreckt und dreht sich mit der Sonne.
Nein: er geht 5 Minuten vor. Die Sonne dreht sich
nach Ihm. Absurdistan. Der Islam ist in Turkmenistan anders als im
Iran. Die Frauen tragen hier in der Regel eine
Kopfbedeckung nur als Sonnenschutz oder wenn sie
eine Moschee betreten. Ein Alkoholverbot gibt
hier auch nicht. Vielleicht liegt das daran, dass in der
Sowjetzeit Religion aus der Staatsführung
verbannt wurde. Andererseits geht es in den Innenstädten
des Iran viel lebhafter zu. Dort ist ein kleiner
Laden neben dem anderen. Alle in Privatbesitz.
Hier in Turkmenistan findet man solche
Einkaufsstraßen überhaupt nicht.
Selbst in Ashgabat geht man auf den Bazar oder
auf spezielle Märkte vor der Stadt, wenn man
einkaufen will. Wer die Bilder der Stadt sieht, dem wird
vielleicht auffallen, daß nur so wenige
Menschen in den Straßen zu sehen sind. Das
liegt an der Tageszeit, es ist früher
Nachmittag und das Thermometer in der Stadtmitte
hat 52 Grad angezeigt. Unseres bringt es im
Autoschatten immer noch auf 49 Grad. Da geht
keiner außer uns durch die Stadt. Abends,
wenn die Biergärten aufmachen, kommen die
Leute nach und nach aus ihren Häusern. Aber
nur bis 22:00 Uhr. Dann ist Sperrstunde und man
muss in einen der zahlreichen Clubs gehen wo der
Eintritt richtiges Geld kostet.
|
|||||||||||||
Montag 18.06.07![]() ![]() ![]() ![]() |
Kontrastprogramm: wir fahren in die Wüste.
Hier hat Sascha eine Nacht in einem kleinen Dorf
organisiert. Der Gastgeber ist Mitarbeiter eines
Institutes das über die Möglichkeit
forscht Wüstenland zurückzugewinnen.
Den Leiter dieses Institutes und einen
Assistenten treffen wir dort auch. Das Projekt
wird übrigens von der GTZ in Deutschland
unterstützt. Das Leben hier in der Wüste ist sehr
einfach. Zwei Lehmhütten mit je drei Zimmern
und eine Jurte werden im Winter von den insgesamt
10 Familienmitgliedern bewohnt. Jetzt in dieser
Hitze findet alles im Freien statt.
Universal-möbel ist ein zweistöckiges
Holzgerüst. Hier wird gegessen und
geschlafen. Eine Dusche dahinter auch unter
freien Himmel. Wasser kommt aus einem Brunnen in
der Dorfmitte und wird über ein Rohrsystem
auf die Häuser verteilt. Es gibt gut und viel zu essen. Wir trinken
Kamelmilch. Günter winkt ab, ich
versuch´s mal. Schmeckt leicht
säuerlich. Steht sie länger im Topf,
wird sie etwas glasig und es setzten sich
schleimige Klumpen an der Oberfläche ab.
Jetzt kostet es schon etwas Überwindung.
Aber da ich ja vorhin behauptet habe die Milch
sei richtig lecker, kann ich jetzt nicht kneifen.
Also nichts wie runter damit und den Wodka
hinterher. So geht’s! |
|||||||||||||
Dienstag 19.06.07![]() |
Am nächsten Morgen zum Frühstück
gibt es gegrillte Schafsleber, das mag ich schon
mal nicht. Aber mit der guten Kamelmilch und
einem Glas Wodka schaff ich`s. Interessant wie sie hier den Nescafé
trinken. Sie schütten ihn mit grünem
Tee auf. Ich bleibe da doch bei heißem
Wasser Wir fahren durch die Wüste nach Norden.
Ziel ist Usbekistan. Die Strasse ist die ersten
100 Kilometer sehr gut, wird dann aber sehr
schlecht. Manchmal so schlecht, dass ich die
Sandpiste an der Straßenseite vorziehe. Wir
schaffen nur einen Schnitt von 50 Kilometern. Auch in
der Wüste gibt es Polizeikontrollen. Immer
wieder werden unsere Pässe kontrolliert,
unsere Namen in eine Kladde eingetragen über
die Marschroute diskutiert.. Dashaus heißt der Grenzort auf
turkmenischer Seite, unser letztes Hotel hier und
der Abschied von Alexander naht.
|
|||||||||||||
Mittwoch 20.06.07![]() ![]() |
Die Grenzformalitäten erledigt Sascha
professionell, diesmal brauchen wir nichts zu
bezahlen. Es gibt einen regen kleinen
Grenzverkehr zwischen Turkmenistan und
Usbekistan. Viele Leute stehen schon zu
früher Stunde um nach Usbekistan zu reisen.
Sie haben Taschen und Kisten dabei, die in Karren
aufgehäuft und darin über die Grenze
trans-portiert werden. Die Usbekischen Grenzposten sind nicht so
hinter dem Geld her wie vor ein paar Tagen die
Turkmenischen. Wir brauchen überhaupt keine
Gebühren zu bezahlen. Vielleicht liegt das
daran, dass über diese Grenze nur
Einheimische und ganz selten mal Touristen
einreisen. Die ärmlichen Baracken sind innen
mit Lehm verputzt, der Boden ist mit grobem Kies
ausgelegt ,weit und breit kein Computer. Alles verläuft reibungslos, nach einer
Stunde sind wir durch und können uns auf den
Weg nach Shiva machen. Auch in Usbekistan müssen wir eine
Einladung haben um in Deutschland Visa zu
erhalten. Auch hier reichen wie im Iran zwei
Hotelbuchungen aus. Allerdings sind wir
verpflichtet uns von jedem Hotel eine
Bestätigung für die Übernachtung
geben zu lassen. Das heißt wir müssen
auch in Usbekistan in Hotels schlafen.
|