01.Juni 07 Rösrath | Von 10.00 bis 11.00 Uhr sind wir am Rathaus in Rösrath und werden hier vom Bürgermeister Happ und unseren Freunden verabschiedet. | |||||||||||||
01.Juni 07
Köln![]() |
Von 12.00 bis 13.00 Uhr ist der offizielle Abschied vor dem Rathaus in Köln am Spanischenbau. Von der Stadt Köln ist ein Bürgermeisterin anwesend, es kommt die Presse, das Fernsehen und natürlich viele Freunde. Für unsere Gäste gibt es, zu chinesische Musik, ein gutes Kölsch. | |||||||||||||
Freitag den
01.06.2007 bis Sonntag den 03.06.2007 |
Das zwanzigjährige Jubiläum der
Städtepartnerschaft zwischen Köln und
Peking, das wir zum Anlass unserer Fahrt
über die Seidenstraße genommen hatten,
hat unserem Projekt einen halboffiziellen
Charakter beschert. Wir erhielten ein Begleitschreiben von unserem
Oberbürgermeister Schrammer mit auf den Weg
und wurden durch die Bürgermeisterin
Scho-Antwerpes vor dem Kölner Rathaus
verabschiedet. Zu dieser kleinen Feier
er-schienen ein Fernsehteam des WDR, ein weiteres
von center-TV und mehrere Reporter der
Lokalpresse Alle unsere Sponsoren waren anwesend, selbst
Herr Cyrille Mariot-Thierry von der
europ-assistance kam aus München angereist,
viele Freunde, Interessierte und natürlich
auch die Familie. Unser Chinesischer Freund Fu Zhu Meng sang ein
paar mongolische Abschiedslieder und wir hatten
für reich-lich Kölsch gesorgt, so dass
wir schließlich erst um 13:30 vom Hof vor
dem Spanischen Bau aufbrachen Die ersten 3000km bis in die
Zentraltürkei wollten wir bis Sonntag hinter
uns bringen und dabei noch eine Kurz-visite in
Istanbul einschieben. Diese Stadt hatten wir
schon vor vielen Jahren einmal besucht, aber uns
lag an neueren Aufnahmen von den
Sehenswürdigkeiten im Zentrum der Stadt. Wir
fuhren bis spät in die Nächte hin-ein.
Das ist auf den Autobahnen kein Problem. Für
spätere Fahrt en auf Landstraßen,
hatten wir uns fest vorge-nommen nicht nach
Einbruch der Dunkelheit zu fahren. Es gibt viele Leute, die Ihre Fahrt entlang
der Seitenstraße mit einer Schiffspassage
von Italien aus in die Türkei beginnen.
Für mich ist das nichts. Ich will sehen wie
sich die Landschaft auf der Fahrt verändert.
Die ersten Eselskarren auf der Straße, die
ersten Storchennester auf den Strommasten, die
ersten Moscheen in den Dörfern. Und die
Veränderungen im Erscheinungsbild der
Menschen. Das alles findet sich bereits auf dem
Boden der EU. Die Zollabfertigungen ändern sich
ebenfalls allmählich. Zwischen Deutschland
und Österreich läuft alles nach
Schengen. Die Ungarn nehmen den Pass in die Hand,
die Serben wollen auch die Wagenpapiere sehen.
Der Bulgarische Zoll geht mit Günter um das
Auto herum. Nachdem er von unserem Aufkleber
erfahren hat wohin die Reise geht winkt er uns
weiter. Beim Türkischen Zoll müssen wir
alle Türen öffnen. Der Beamte wirft
einen gelangweilten Blick ins Innere und wir
dürfen weiter. Die Dauer der Abfertigung
steigerte sich von freier Durch-fahrt bis
anderthalb Stunden. Das wird wohl erst der Anfang
sein. |
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Istanbul ist eine riesige Metropole. Hier kann
Günter sein Talent beweisen. Ohne Stadtplan
finden wir problem-los das Stadtzentrum. Die
Beschilderung kann man vergessen. Der Verkehr ist
hektisch und chaotisch. Ich nutze die
Möglichkeit mich auf den noch chaotischeren
Verkehr in Teheran vorzubereiten. Und dann
passiert es schon am dritten Tag: wir haben einen
Verkehrsunfall. Einen unverschuldeten
Auffahrunfall. Die Situation war ty-pisch. Lange
Schlangen vor einer Zahlstelle zur
Überquerung des Bosporus. Eine Kasse
fällt aus und Einfädeln im
Reißverschluß ist angesagt. Aus
irgendeinem Grund will mein Hintermann seinen
Nebenmann nicht vorlas-sen. Die beiden
diskutieren durch die geöffneten
Wagenfenster und verpassen die weiterfahrt. Beide
erkennen gleichzeitig ihre Chance und geben Gas
um die Lücke hinter mir zu schließen.
Mein Hintermann war erster an meine
Anhängerkupplung. Seine Stoßstange und
Scheinwerfer liegen auf der Straße. Ich sehe mir die Sache an und fahre weiter.
Mein Hintermann diskutiert mit seinem
Nebenmann. Die Autobahnen in der Türkei sind wie der
gesamte "Autoput" vor dem wir so gewarnt
wurden: erstklassig. Manche Deutsche Autobahn ist
um Klassen schlechter. Selbst die
Raststätten die wir besuchten sind besser
als die an unseren Autobahnen. Die Nächte verbringen wir auf den
Raststädten. |
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Montag der 04.06.07 |
Bei der Stadt Gerede verlassen wir die Autobahn
heute Morgen. Zwar geht die noch ein ganzes
Stück weiter bis Ankara, aber sie biegt zu
weit nach Süden ab. Wir bleiben auf der E80
oder D100 und finden eine breite, gut ausgebaute
Landstraße vor, auf der wir ohne
Schwierigkeiten mit 80 – 100 km/h
weiterfahren können. Mancher LKW ist da noch
schneller und vor allem auf überholenden
Gegenverkehr muss man achten. Zum Glück sind
die Straßen kilometerweit gut einzusehen,
so dass man knifflige Situationen gut vorhersehen
kann. Auch hier gibt es viele Servicestationen.
Vor allem für die Trucker. Der Charakter
dieser Raststätten hat sich verändert.
Sie sind jetzt viel südländischer,
wirken fast wie kleine Bazare und laden zum
bleiben ein. Wir biegen ab und fahren in ein
kleines Dorf um Brot und Aufschnitt zu kaufen.
Hier stehen wir sofort im Mittelpunkt des
Interesses. Leute kommen und sehen sich unseren
alten Bulli an, fragen uns mit Händen und
Füssen aus und sind freundlich
inte-ressiert. Jetzt sind wir in Amasya, einer historischen
Stadt aus dem 3. Jahrhundert v.Chr in
Zentralanatolien. Diese wun-derschöne Stadt
ist in die Felsigen Berge hinein gebaut, an einem
kleinen Fluss. Günter fotografiert irgendwo
in der Altstadt während ich hier diese
Zeilen schreibe. Als er zurückkommt tritt
eine Frau im traditionellen Ge-wandt an unser
offenes Auto, ein Kopftuch auf dem Kopf und die
Hände voll roter Kirschen. Sie reicht sie
uns lachend entgegen und wir bedanken uns
für dieses Geschenk. |
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Dienstag der
05.06.07![]() |
Wer in der Türkei im Internet arbeiten will,
muss wissen: die Tastenbelegung ist sehr
speziell. Unter anderem gibt es an der Stelle wo
unser ö sitzt ein zweites i. Das ist das i
was wir gebrauchen können. Benutzt man unser
normales i, das sich auch auf dieser Tastatur
befindet, wird man Probleme bekommen. Hat man zum
Beispiel einen Benutzernamen der ein i
enthält wird das System den nicht erkennen.
Ich bekomme zum Beispiel immer die Meldung `ihr
Passwort ist falsch` und muss mir von Günter
anhören ich hätte mir die
Passwörter besser mal aufschreiben sollen.
Günter, ohne i, kann sich einwandfrei
einloggen. Das gilt natürlich auch für den
Empfänger der Email. Hat sein Name ein i,
wird das System diesen nicht finden und prompt
kommt die Meldung E-Mail konnte nicht versendet
werden. Wenn man sich dann den nicht versendeten,
zurückgekommenen Text ansieht, staunt man.
Für jedes I nach unserer Tastaturbelegung
wird eine nicht zu entziffernde Zeichenfolge
geschrieben. Das muss man erstmal herausfinde bei
einer Tastatur auf der die Tasten schon so
abgegriffen sind, dass man die Buchstaben nicht
erkennen kann. Auch die Hilfsbereitschaft der
türkischen Gäste nützt nicht viel,
Englisch oder Deutsch spricht hier
keiner. Mir ist allerdings nicht klar, warum es erst
auf dem Umweg über das Internet zu dieser
Vertauschung kommt. Der Text, den ich schreibe
erscheint zunächst völlig normal lesbar
auf dem Bildschirm. Es kommt aber auch vor, dass wir auf dieser
einsamen Bergstrecke von einem Sattelzug bei
Tempo 100 zügig überholt
werden. Vor den langen Auffahrten zu einem der vier
Pässe die wir heute überqueren, zwei
davon über 2400m hoch, treffen wir auf
folgende Situation. Die Straße ist wie
gesagt vierspurig und in einer Fläche,
einschließlich des Mittelstreifens
asphaltiert. Der Mittelstreifen, 2m breit, ist
nur mit weißen Linien angedeutet, die
Fahrbahn ist nicht wie bei uns von der Gegenspur
abgetrennt. Bergauf kriechen die hoffnungslos
überladenen älteren LKW`s ganz rechts
und werden auf der Überholspur von den
hoffnungslos überladenen neueren LKW`s
überholt. Die nicht ganz so überladenen
LKW`s, nutzen dann den Mittelstreifen und die schnellen Reisebusse
überholen auf der gegenseitigen
Überholspur. Und wo überholen die PKW`s? Genau. Auf
der rechten äußersten Gegenspur. Das
ganze ist nur möglich, weil man die
Straße bis weit voraus einsehen
kann. Jetzt wollt ihr wissen wo wir überholen,
ich halte mich an die hoffnungslos
überladenen nicht ganz so alten LKW`s, oder
warte bis sich der Wust aufgelöst hat. Die Bergwelt abseits der Hauptstraße ist
einsam. Keine Dörfer oder einzelne
Gehöfte, aber hin und wieder zwei, drei
Zelte und Hirten mit ihren weidenden Rindern oder
Schafen. Ein oder zwei Packesel laufen frei mit.
Wir fahren an den Straßenrand um ein paar
Aufnahmen von einer altersschwachen
Hängebrücke über einen
Gebirgsfluss zu machen. Ich traue mich nicht,
für den Fototermin bis in die Mitte der
heftig schwankenden Brücke zu gehen. Aus einem halbverfallenen Haus auf der anderen
Straßenseite kommen zwei Soldaten in
Kampfanzügen, das Gewehr über der
Schulter, zu uns herüber. Mit Händen
und Füssen werden die üblichen Fragen
gestellt nach dem woher und wohin, plötzlich
beginnt der eine der beiden heftig auf uns
einzureden und mit dem Gewehr vor unserer Nase
herumzufummeln. Schließlich deutet er auf
die Berge am anderen Flussufer, wobei er immer
wieder eindringlich Terrorist, Terrorist ruft.
Dann macht uns mit seinem Gewehr anschaulich
klar, was die mit uns machen wenn sie uns
erwischen. Wir nicken, bedanken uns für den
Tipp und die Situation, die wir als bedrohlich
empfunden hatten entspannt sich. Im Vorbeifahren an der Hausruine sehen wir
durch die kaputten Fenster weitere Soldaten im
Inneren. Wir fahren zurück zur E80 und suchen uns
eine Tankstelle mit 24Stundenservice zum
Übernachten. Das scheint uns jetzt im
tiefsten Anatolien doch angebracht. Wenn es eines im Überfluss hier im Osten
der Türkei zu geben scheint sind es
Tankstellen an den breiten Highways. Immer aber
finden sich je drei bis vier der
unterschiedlichsten Marken an den Ein- und
Ausfahrten zu jeder Ortschaft mit mehr als 1000
Einwohnern. Die Einwohnerzahlen und unter
Umständen auch die Höhenlage der Orte,
findet man übrigens auf jedem
Ortsschild. Diese Tankstellen sind nicht irgendwelche
Klitschen, sondern in der Regel Anlagen die auch
bei uns noch als Apotheken durchgehen
würden. 6 – 10 Zapfsäulen,
Autowerkstatt, Restaurant und Supermarkt wo man
als Transitreisender alles bekommt, was man so
zum Leben braucht und vor allem auch
Toiletten Wer dir Türkei als Transitreisender mit
dem Wohnmobil durchfahren will, braucht diese
Straße nicht zu verlassen um sicher und gut
bestens versorgt die nächste Grenze zu
erreichen. Hier die Liste der Städte bis heute
für die Route: Köln Wien Budapest Belgrad Sofia Istanbul Bei Gerede verlassen wir die Autobahn und
fahren auf der E80/D100 weiter Amasya Sivas Erzurum |
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Mittwoch der
06.06.07![]() ![]() |
Je weiter wir in den Osten Anatoliens kommen,
umso schlechter werden die Straßen.
Kilometerlange Baustellen, Schotterpisten auf
denen man vor lauter Staub den eigenen Vordermann
und erst recht den Gegenverkehr kaum erkennen
kann. Sollte mal eine geschlossene Asphaltdecke
vorliegen ist Schlaglochsuchen angesagt. Jeder
versucht für sich selbst den besten Weg
herauszufinden. So schlängeln sich lange
Sattelzüge von weit Rechts über die
gesamte Fahrbahn nach Links, immer in dem
Bestreben nicht in eines der tieferen
Schlaglöcher zu geraten. Je tiefer wir in den Osten kommen, umso häufiger treffen wir auf Straßensperren durch das Türkische Militär. Bewaffnete Soldaten in Panzerfahrzeugen stehen bereit, Sandsackbarrikaden beiderseits der Straße hinter denen Maschinengewehrschützen in Anschlag stehen. Die Fahrzeuge werden sporadisch an die Seite gewunken und kontrolliert. An uns ist man nicht weiter
interessiert. Bevor wir aus dem Gebirge kommend die Stadt
Agri erreichen taucht unvermittelt das einzeln
stehende Massiv des Berges Ararat vor uns auf.
Mit seinen über 5000m Höhe und der
Spitze im ewigen Eis überragt er weit alle
anderen Berge in der Umgebung. Meist verbirgt ein
Ring aus weißen Wolken die Sicht auf seine
Spitze. Uns zeigt er sich unter vollständig
klarem blauen Himmel. Alle einzeln stehenden großen Berge
haben die Spiritualität der Menschen
angeregt. So ist auch der Ararat ein wichtiger
Berg in den Vorstellungen der Christen, Moslems
und Juden. Laut altem Testament ist die Arche Noa
am Ende der Sintflut hier, an den Hängen des
Berges Ararat, wieder auf festen Boden
gestrandet. Sein dichter Wolkenkranz war immer
auch ein Zeichen der Anwesenheit Gottes Bereits eine Weile vorher haben wir den
Oberlauf des Euphrat überquert. Ohne Zweifel
ist die Region durch die wir gerade fahren an der
Entstehung unserer Zivilisation maßgeblich
beteiligt. Es gibt viel zu sehen hier wenn man
sich mehr Zeit nimmt als wir. In Agri gibt es einen alten Palast zu
besichtigen und tatsächlich einen
funktionierenden Campingplatz mit warmen Duschen
einen gut bestückten Minimarkt. Hier treffen
wir auf Leute die sich mehr Zeit fürs Reisen
nehmen als wir. Es ist ein Paar aus Italien mit seinem kleinen
Hund. Sie sind bereits mehrere Monate mit ihrem
kleinen Wohnmobil unterwegs, acht Wochen fahren
sie jetzt schon durch die in der Türkei. Die
Beiden wollen weiter durch den Iran nach Indien.
Im Iran wollen sie sechs Wochen bleiben und sich
dann vielleicht ihr Visum um weitere sechs Wochen
verlängern lassen. Ein Spanier der mit Fahrrad und Zelt auch
bereits mehrere Monate unterwegs ist, will nach
Nepal. Auch er will sich vorher längere Zeit
durch den Iran radeln. Alle drei sind unter 30
und damit um einiges jünger als wir. Keiner
hat die Reise von zu Hause aus geplant oder gar
organisiert. Für sie ist unser
Dreimonatstrip so etwas wie für uns ein
Kurzurlaub. Am Abend bittet der Italiener den
Campingplatzbesitzer ein Foto von uns Allen zu
machen, um seinen Freunden in Italien später
mal zu zeigen: es gibt noch mehr verrückte
Leute auf der Welt.
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